Hallo Leute,

in diversen (meist älteren) Büchern steht immer wieder, man soll Blattfedern zu ihrem Schutz umwickeln, z.B. mit in Graphitöl getränkten Bandagen oder ähnlichem. Habt ihr darüber schon mal was gehört oder es evtl. mal selbst gemacht & was wisst ihr darüber? Macht das Sinn, ist das überholt, oder wie oder wo oder was?

Grüße.
Axel

In Russland haben das gemacht wenn Fahrzeuge lange stehen müssten. Wie Depo.

Zitat von igor469 im Beitrag #3

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In Russland haben das gemacht wenn Fahrzeuge lange stehen müssten. Wie Depo.

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Ich schau noch mal nach in der entsprechenden Literatur, glaube aber, dass es da nicht nur ums Einlagern ging. Morgen dann mehr dazu, da hab ich mehr Zeit.

Grüße.
Axel

Glück auf. Also ich handhabe das so wie beschrieben! Die Feder ordentlich und satt mit fett einstreichen und dann mit Baumwollbinden schön stramm und eng einwickeln. Wenn dies geschehen ist Streich ich noch mal ordentlich fett um die binde. Sinn des ganzen ist Schmutz von der Feder fernzuhalten. Blattfedern sitzen ja unmittelbar im spritzwasserbereich oder auch im Staub Bereich. So nun kann sich jeder denken was passiert wenn man eine frisch gefettete Fläche einem Staub Wirbel aussetzt. Jeglicher feine Straßendreck bleibt am fett haften und kleine Steinchen auch. Um diese zu vermeiden wickele ich meine Blattfedern alle ein. Selbiges hatte ich bei meinem ersten Trabant gemacht und diese ist mit mir 75tkm Sommer wie Winter gefahren. Als der Zeitpunkt kam das auf Grund des Rostes sein leben dem ende neigte, habe ich den wagen demontiert um einiges zu retten für Folge Fahrzeuge. Da kam natürlich meine Feder zum Vorschein. Ich wickelte sie aus und sie da Rost und verschleißfrei. Daher denke ich mal ist das Einwickeln ne gute Sache. Was natürlich noch zu sagen ist. Fett und Öl waschen sich natürlich auch durch Spritzwasser ab. Das heißt die binde regelmäßig, mit einem Grafitöl fett Gemisch einstreichen. Somit zieht frisches Öl in das fett um die Feder und macht es wieder Geschmeidig.

Danke Stanley,

für die ausführliche Antwort.

Ich habe gestern noch in 2 Büchern Informationen gesucht, aber auf den ersten Blick nichts gefunden. Beide sind aus dem Jahr 1989, also relativ "modern". Dort spricht man nur noch von den üblichen Maßnahmen wie Schmierung der Federpakete mit Graphitfett usw. Das mit dem Bandagieren hab ich definitiv auch in einem der Motorkalender gelesen, also wurde dies eher in den Sechzigern praktiziert.
Ich ziehe nun folgendes Fazit aus den bisher gesammelten Wortmeldungen: Das Bandagieren der Federn ist heute nicht mehr erforderlich, gute & regelmäßige Pflege mit den uns zur Verfügung stehenden, qualitativ hochwertigen Schmierstoffen vorausgesetzt. Jedoch bietet es, wenn fachlich richtig angewendet, zusätzlichen Schutz vor Schmutz & Korrosion. Also wieder was aus der Abteilung Extrapflege mit Fleißbienchen.

Ergänzungen sind jederzeit willkommen.
Axel

OK . was Rost und Pflege angeht ist das wohl auch gut so , aber bei täglichen Fahren und Nutzung im Gelände , wohl eher umständlicher . Das mag auch früher auch zutreffender gewesen zu sein da , mehr wert auf Haltbarkeit gelegt wurde . Aber gegen die Abnutzung bzw. der Ermüdung , wegen der Qualität des Federnstahls , hilft sowas wohl kaum . Was haben wir angestellt um Federn neu zu Sprengen oder zusätzliche bessere Lagen eingebaut . Und der russische Federstahl hält doch sowieso EWIG .

Oh, da muss ich noch mal tiefer graben, um deine harten Worte etwas aufzuweichen. Na gut, zugegebener Maßen, weil es mir Spaß macht.

Fangen wir mit dem historischen Gesichtspunkt an. Das Bandagieren wurde ja für den ganz normalen Pkw empfohlen. Und ich glaube auch, dass es sehr wohl einen Schutz vor Dreck & Korrosion bot, schon wegen der (im Vergleich zu heute wahrscheinlich geringeren) Qualität (Beständigkeit) der damals zur Verfügung stehenden Schmier- & Schutzmittel. Nun begeben wir uns in die DDR, ich kann gut nachvollziehen, was Stanley über seinen Trabant schreibt. Da war es viel wert, wenn man durch solche Maßnahmen die Lebensdauer von Fahrzeugteilen verlängern konnte, da die Kfz wesentlich länger in Betrieb waren als heute, schon weil man nicht einfach mal so ein neues kaufen konnte. Dann wäre da noch der Ersatzteilmangel zu beachten. Mal eben in die Werkstatt oder gar in den IFA-Laden gehen & das benötigte Ersatzteil kaufen, war in der Regel nicht drin. Da war man auf Beziehungen, Bückware & ähnliches angewiesen. Sicher war es von Vorteil, wenn wie von Stanley beschrieben, nach dem Ableben des Autos die Teile, hier die Federpakete, noch als brauchbares Ersatzteil zur Verfügung standen. Sei es zum Eigenbedarf oder als Tauschobjekt für irgend etwas anderes, was man im normalen Handel nicht bekommen konnte. Desweiteren galt in der DDR oft folgende Regel: je älter die DDR wurde, desto schlechter die Qualität der neu produzierten & an die eigene Bevölkerung gelieferten Teile. Bei Exportgütern wird es je nach Exportland (z.B. NSW) eine gute Qualität gegeben haben. (Ich habe mich neulich mit Arbeitskollegen über den Skoda MB1000 (1000MB?) unterhalten & sie sagten, der war gut, der ist im ersten Jahr nicht gerostet. ) Wichtig ist mir dabei, dass das hier über die DDR gesagte eben nicht nur für die Zeit kurz nach dem Krieg, sondern bis zum Ableben des ersten Arbeiter- & Bauernstaates auf deutschem Boden im Jahr 1990 galt.
Historisches kann sich natürlich heute erledigt haben, so wie in Dirks Beispiel die Bandage durch eine Schicht Perma Film ersetzt wird.


Nun kommen wir zum Gesichtspunkt des gesunden Verstandes. Jaja, ich weiß, den darf man niemals voraussetzen. Trotzdem, vorausgesetzt sei hier die fachlich richtige Anwendung der Bandage. Das heißt zuerst kommt die Reinigung & Schmierung des Federpaketes & dann werden die in Fett/Öl getränkten Bandagen auf korrekte Weise angebracht. Desweiteren sei die richtige Wartung vorausgesetzt, also je nach Einsatzbedingungen & Abnutzung die Bandage festzurren, neu mit Schmiermittel tränken oder ersetzen. Und vorausgesetzt sei der gesunde Menschenverstand, damit ist gemeint, dass ich natürlich gar nicht erst mit solchen Bandagen arbeite, wenn ich jeden Tag tief eingesunken durch die Kiesgrube ballere oder von mir aus 5 Flussdurchfahrten mache.


Jetzt bleibt noch der persönliche Gesichtspunkt. Da ich, wie schon öfter betont, nicht vor habe ins Gelände zu fahren (kommt mir jetzt bloß nicht mit dem Quatsch von der artgerechten Haltung ), ist das Bandagieren schon eine Überlegung wert. Ich glaube nämlich, dass es im Alltagsbetrieb (reiner Straßenbetrieb) gut funktioniert. Von daher müsste man es mal ausprobieren, um Gewissheit zu haben. Allein, beim Ural bringt es mir nichts. Denn da muss ich sowieso zu jeder Saisonpflege unter das Fahrzeug & eben auch an die Federpakete. Lohnen würde es sich aber erst, wie Dirk schon sagte, wenn man längerfristig die Bandage dran lassen könnte. Aber bei einem anderen Fahrzeug?


@GenosseSoldat Cool fände ich es aber, wenn der Stanley mal ein paar Fotos von seinen bandagierten Federpaketen hier zeigt, einfach aus Interesse.


Naja, ich will vielleicht einfach das Bandagieren nicht so stramm & grundsätzlich verdammen, wie es Dirk macht. May be bin ich zu sentimental. Außerdem wissen wir ja, wie es mit dem alten Praktiker ausgegangen ist.

Viele Grüße.
Axel

Glück auf. Bilder kommen nächste Wochen Da ich dann die Vorderen federn Einwickel, kann ich Bilder der Ablauf machen um es besser zu Zeigen. Gewickelt wird immer zweimal. Die erste Schicht von vorn nach hinten und die zweite von hinten nach vorn. Und eine wird Linksrum gedreht sie andere rechtsrum.

Schön, da freu ich mich drauf.

Zitat von Dirk im Beitrag #13

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Ich wollte noch was zum Thema schreiben, aber das bringt wohl nichts, da das Thema hier so nett romantisch verklärt und historisch verschwurbelt betrachtet wird, kommt man mit nüchterner trockener Logik nicht mehr gegen an ...

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Übrigens wird im Motorkalender von 1969 auch nur noch vom Einsprühen der Federn mit Graphitöl gesprochen, die Bandagen werden nicht mehr erwähnt.

Glück auf. Der ausführliche Bericht mit Fotos wird noch eine Weile dauern. Ich Werde mein Projekt UAZ vorerst auf Eis Legen.

Das ist jetzt mal ein fundierter Bericht.

Aber wenn ich es richtig verstehe, ist der Bericht doch für die Schweinsledermanschetten mit Schmiernippel, während die ab Werk gelieferten Manschetten nicht ausreichen. Schade, dass da keine Bilder von den Dingern, also von beiden Sorten, zu sehen sind. Würde mich schon interessieren, wie die ausgesehen haben. In meiner Kindheit hatten wir einen windschnittigen Trabant Kombi. Aber solche Manschetten hab ich nie gesehen, hab als Kind natürlich auf sowas nicht geachtet. Trotzdem war mir sowas damals in den 80ern vollkommen unbekannt.

Grüße.
Axel